Die Primarschule Allee braucht dringend neuen Schulraum und das schnell. Die Stadt Wil gelangt deshalb mit einer Kreditvorlage von rund Fr. 6 Mio. ans Stadtparlament und will dafür an der Gallusstrasse im Lenzenbüel temporären Schulraum für 6 Klassen schaffen. Die Stadt hofft darin die bisherigen Schulraumprovisorien an der Lerchenfeld- oder Zürcherstrasse aufnehmen zu können bis der geplante Neubau an der Schillerstrasse bezogen werden kann. Der neue Modulbau soll im Sommer 2026 für den Schulbetrieb freigegeben werden.
Steigende Schülerzahlen führen zu akutem Platzmangel
Seit 2016 steigen die Schülerzahlen in der Stadt Wil kontinuierlich mit der Folge, dass der Schulraumbedarf jährlich um etwa ein bis zwei Klassenzimmer steigt. Den dringendsten Raumbedarf haben die Schulen in den letzten Jahren durch Anmietung von privaten Räumlichkeiten (Lerchenfeldstrasse) oder Umnutzung von städtischen Liegenschaften (Zeughaus) gedeckt. Diese kurzfristigen Lösungen haben aber zu schulbetrieblichen und organisatorischen Problemen geführt. Und zudem wurde damit die definitive Schaffung von zusätzlichem Schulraum verzögert, was jetzt zu einem erhöhten Zeitdruck führt.
Parallelen zum Langacker sind offensichtlich
Schon 2018 beantragte der Stadtrat einen Kredit über Fr. 5.6 Mio. für einen Schulhaus-Pavillion Langacker, um den Raumbedarf von 8 Klassen zu decken und die Sanierung der Primarschule Lindenhof zu unterstützen. Die Schulhaus-Pavillions müssen sehr kurzfristig erstellt werden, was nur in Modulbauweise möglich ist. Bezüglich der Standortwahl gibt es aus schulbetrieblichen Gründen wenig Spielraum und wegen der Kurzfristigkeit der Vorhaben kommen nur Grundstücke für einen Standort in Frage, die der Stadt gehören, in der Zone für öffentliche Bauten liegen und bereits zum Verwaltungsvermögen der Stadt gehören. Wenn die Stadt von Pavillions spricht sind damit eigentlich Provisorien gemeint, denn die Bauten sollen eine Zeitraum 8 bis 10 Jahren überbrücken, bis definitive neue Schulbauten erstellt sind. Die Modularität der Schulbauten erlaubt eine spätere Wiederverwendbarkeit in anderen Quartieren der Stadt zum Beispiel bei Sanierungen.
Parlament dürfte über die Vorlage wenig erfreut sein
Die Diskussion des Modulbaus Lenzenbüel im Parlament wird wohl ähnlich Verlaufen wie damals die Langacker-Diskussion. Das Parlament mag es nicht, wenn wenig bis keine Entscheidungsmöglichkeiten bestehen. Auch will man grosse Investitionen tendenziell eher dem Volk vorlegen, als selber darüber zu entscheiden. Für die Parlamentarier:innen ist es schwer nachzuvollziehen, dass die Schülerzahlen so schnell steigen, der Handlungsspielraum beim Standort eigentlich bei Null liegt, die Zeit mehr als drängt und das Schulbauten halt pro Klassenzimmer immer noch rund Fr. 1 Mio. kosten.
Parlamentarier:innen mögen keine Provisorien. Provisorien können teuer sein, nicht optimal für den Nutzungszweck, lösen zweimal eine Planung aus und wirken bremsend auf die Realisierung der definitiven Bauten. Die Bedenken fassen sie mit dem Begriff Providurium zusammen. Eine befristete Übergangslösung wird zur mangelbehafteten Dauerlösung, die Nutzende wie Beteiligte nie ganz zufriedenstellen kann.
Was auch noch zur Vorlage gehört hätte
Auf der Parzelle 930W ist der Platz für den Pausenplatz und andere Aktivitäen ausserhalb der Schulräume sehr beschränkt. Der Quartierspielplatz auf der Nordseite der Gallusstrasse bietet sich da als Alternative an. Allerdings bedingt dies die Einrichtung einer Begegnungszone auf der Gallusstrasse, damit Schüler:innen und Fussgänger:innen die Gallusstrasse sicher nutzen und queren können.
Damit der Schulhaus-Pavillion Lenzenbüel von den Schüler:innen sicher erreicht werden kann und auch die Verbindungen zu Alleeschulhaus, Stadtsaal (als Aulanutzung) und Turnhallen gewährleistet sind, muss das Fuss- und Velonetz im Westquartier überprüft (zum Beispiel anhand der Anforderungen gemäss dem Veloweggesetz) und entsprechend neu markiert werden.
Damit die Übergangslösung nicht zum Providurim wird, ist das Projekt „Schulhaus Neubau an der Schillerstrasse“ mit Priorität zu bearbeiten.